Über uns

Die Hutband 2009

Wir sind das Hutkonzert.
Gitarre im Anschlag fahren wir über Land.
Wohl fast bis zu den Marschall-Inseln.
Auf die Bühne stellen wir uns aber nur zuhaus’.
Thalsaal Thal. Thal bei Zürich und München.
(Größenwahn liegt uns fern. Wir sind sowieso die besten.)



Oscar Loris

Den 25.11.1989 – es war ein Sonnabend und regnete Krotta, (regionale Bezeichnungsweise für: turbulenter hochfrequenter flüssiger Niederschlag) – spielte Mr. Oscar Loris in einer Country-Bar mit Hund in Boulder/Colorado seine letzte Tournee zu Ende.

Er hatte sich für diese Feierstunde einen besonderen Scherz zurechtgelegt: Ungeachtete der stetig sich mehrenden Pfiffe seitens der 70 000 zumeist jugendlichen Musikfreunde, denen ein Sex-Pistols-Konzert angekündigt worden war und die dafür pro Kopf 400 Dollar (das entspricht etwa dem Wert einer kleineren Limousine, einer Schiffschaukel oder einer Weltreise) hatten aufwenden müssen, solierte der 85-Jährige sieben Stunden lang auf einer Titan-Pipe, während seine Band bis zuletzt artig aber vergebens auf den Einsatz wartete.

Titanpipe die, mittelfingergroße Kunststoffpfeife mit sechs Einblasöffnungen; Verwendung v.a. zum Stimmen von Kastenhalslauten (-> Gitarre).

Oscar Loris beschränkte sich in Boulder/Colorado auf das Einblasen in ein einziges der Pipe-Öffnungen (E’).
Tags darauf kam er bei uns vorbei. Er ging mit Hut, spielte alle Gitarren und sang den Blues drei Oktaven tiefer als Blind Willie McTell. Seither wurden wir ihn nicht mehr los.



Häfnar

Name: Lucas “Häfnar“ Vögel

Biographie: Häfnar ging bei renommierten Schlagzeuggrößen, wie Phil Collins, Charles Wohllaib und Marco Huber in die Lehre. Nach einem Kurzengagement bei einer drittklassigen Vorstadtband mit dem Namen Hagen1-Band keimte in ihm die Hoffnung auf eine zweitklassige Dorfzentrumsband mit dem Namen Krone-Biergarten-Band (Auflösung der Band nach dem Rückzug Roman Vacovecs als Band-Roadie sowie Ausfall von Hias als Band-Tenor, weiters Bandfred als Fan).

Nach diesem Bandfiasko stieß er schließlich auf die bereits im ganzen Land populäre Hutband. Häfnar ist bereits der dritte Schlagzeuger der Band. Dieser hohe Verschleiß an Bandschlagzeugern ist auf russischen Kartoffelbrand und Westernreiten zurückzuführen. Häfnar lassen diese neumodischen Drogen jedoch völlig kalt, er spielt selbst mit einem Arm in Gips jeden Percussionisten unter die Base-Drum. Zahlreiche Groupies scharen sich in ihren Windeln um ihn…

Stärken: Die Pauke, Triangel, Bongos, Cabasa, Xylophon, Torwarthandschuhe, der Vater
Schwächen: Mittelschulverbindung



Dan van Nuss


Dan van Nuss ist nicht nur unser Ältester und Größter, sondern auch der Vielseitigste der Hutband. Marcel Reich-Ranicki bezeichnete ihn unlängst als „das erste Universalgenie seit Leonardo da Vinci“, eine glänzende Charakterisierung des wohlbehütet auf dem hohen Fötscherer Berg herangewachsenen Allrounders.

Das Kommunikationsgenie van Nuss ist angehender Altenpfleger, überzeugt jedoch auch als Kassier und Sturmspitze des Sportvereins, Christbaumlaudator und Partybuschauffeur, als Stallfürst, Schweinehirt oder gewissenhafter Dylan-Platten-Sammler. Stets triebgesteuert ist er zu jedem Jux bereit, seinem extravaganten Vorbild folgt die örtliche Jugend bereitwillig.

Auf der Bühne besticht van Nuss durch kunstvolles Banjospiel und gefühlsschwangere Reinhard Mey – Interpretationen.



Ivan


Ivan trägt stets, der Familientradition treu bleibend, die allbekannten Wirthi-Schuhe, welche seinen Fuß auf das Klavierpedal treten lassen, wenn ihm auch immer danach ist.
Sein Bauchgefühl lässt ihn außergewöhnliche Songs im Chanson Stil auf Papier bringen, die ihn schon zu manch großem Erfolg geführt haben.

Sein Herz schlägt in erstere Linie für die Musik, doch auch Schmetterlinge sammeln, Kappa, Bohnen und gewöhnliche Gummibänder im Haar lassen sein Herz höher schlagen. Seine Hände herrschen über Klavier und Gitarre, sein Mund gibt der Mundharmonika ihren Sinn zurück und sein Gesang, so hört man seine Fans sagen, ähnelt dem Herbert seinem sehr.

Doch abgesehen von alle dem, was Ivan zu dem macht, der er ist, sitzt das ausschlaggebendste, wichtigste und ihm treuste immer noch ganz Oben: sein Hut.



Darina


Das Hutkonzert ohne Darina ist wie ein Hut ohne sein passendes Haupt, das fehlende Sahnehäubchen auf dem Rock-Folk-Erdbeerkuchen. Seit Anbeginn der Zeit lebte sie es in ihrer eigenen fiktiven orphelianischen Musik-Traum-Welt. Damals lautete unser Auftrag: Darina von ihrer schizophrenen Musikalität zu erlösen.

Schritt 1: Wir zwangen Darina zu überdimensionellen Aktivitäten bei Frauenbewegungen, nur rhythmisch sollten sie sein. Doch ihre aufbauende Affinität zum taktvollen Ausdruckstanz machte unseren Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Das musikalisch unterlegte diabolische „Devil-7“-Training verhalf der kleinen Darina ihre Musik-Traum-Welt weiter auszubauen.

Schritt 2: Nach intensiven Beratungen war es klar wir Schlagsahne: Die öffentliche Bloßstellung war unausweichlich. Darina soll auf der Bühne - durch den Zwang Musik machen zu müssen - zur lang ersehnten Einsicht kommen. Obwohl nicht ganz unschuldig an ihrer musikalischen Schizophrenie, gelang es uns Darina’s Vater von der Notwendigkeit unserer Therapie zu überzeugen. Gerry war bereit Darinas Auftritte zu managen, doch der erwünschte Effekt blieb aus. Sie schien Gefallen an den intensiven Gitarrenrhythmen zu finden. Ihr wohler Gesagt trieb sie nur weiter in ihre orphelianische Welt hinein. Uns war bewusst, wir mussten schnell handeln.

Schritt 3: Der einzige Ausweg schien unausweichlich. Wir mussten Darina durch unser eigenes Mitwirken an den Songs überzeugen. Aus den Namen der Darina’schen Krankheit „Hutolaibus Konzeribus“ schufen wir das Hutkonzert: ihre letzte Rettung. Wir zwangen Darina unangenehme Bob-Dylan-Songs zu singen, zu spielen und anzuhören. Als Freddy Mercury verkleidet und in einem Dirndl durch den Saal gejagt soll sie die Lust am Musizieren verlieren.

Doch all unsere drei Bemühungen schlugen fehl. Darina war nicht zu retten. Unsere (vorerst) letzte Chance: Am 4. September 2010.





Die poetische Hut-Geschichte



Anfangs waren wir nur Solisten. Auf dem Holzparkett eines baufälligen, holzwurmgiftigen Dorfsaal konnte jeder nur für sich allein bestehen, durfte nur für sich allein bestehen, nötigte sich jahrelang, nur für sich allein zu bestehen, wollte er nicht durch die holzwurmgiftigen Bodendielen von der Bühne brechen, allein, in die Niederungen der Unterbühne versinken, jämmerlich zu Grunde gehen. So blueste jeder für sich, das heißt jeder gegen den anderen, das heißt jeder blueste mit sich gegen den anderen, blueste gegen alle anderen. Solist.



Der Saal war so alt, dass bei jedem Konzert Dutzende Kronleuchter von der Decke auf das Publikum niederschlugen.

Famous Blue Raincoat war unsere erste Stimme.
Als wir auf einer schimmligen LP Silver Dagger hörten, entschieden wir, unser Solistendasein aufzugeben. Es bekam uns schlecht. Wir zerbrachen aneinander, rieben uns sozusagen aneinander den Individualismus ab, erstickten gewissermaßen, als wir unsere holzwurmgiftige Solistenexistenz an den Nagel hängten. Zudem stank der Saal regelmäßig nach Buttersäure, die zur Abtötung der Holzwürmer in die Holzwurmöffnungen eingeträufelt worden war.

Like a Rolling Stone spielten wir unter Atemnot.

Der Buttersäuregeruch verbreitet sich mit entsetzlicher Präzision im ganzen Saal. Nie zuvor hatten wir ranzige Buttersäure in einem Ausmaß gerochen wie in den ersten Hutjahren, nie zuvor waren wir der Buttersäure so hilflos ausgeliefert gewesen.
Während wir, Bomba o non Bomba, ein Konzert zu Ende spielten, wurden die Buttersäureopfer aus dem Saal getragen werden. Wir verzichteten auf weitere Zugaben.



Nachdem wir den Saal auf eigene Kosten restaurieren hatten lassen, weihten wir ihn auch selber ein. Das Einweihungskonzert war unser erster Erfolg, war überhaupt der erste Erfolg von Hutgitarren in einem Saal, wahrscheinlich weltweit.

Willy Nelson spielte Mexico.

Trotzdem fühlten wir uns Elend. Die tosende Menge vor dem Vorhang klatschte ja eigentlich nicht für uns, sondern für Cabasa, das heißt mit Cabasa gegen uns, zerklatschte uns für Cabasa. Wir standen vor dem Ruin.

Im dritten Jahre war die Auferstehung. Jewels and Binoculars. Wir spielten nur noch Banjo.